Was weiß die Stadt über ihre Immobilien wirklich?

Es war einmal eine Kommune, die Immobilien besaß und diese gar nicht alle so genau kannte. Rechnungen und andere Verpflichtungen wurden als einfache Ausgaben bezahlt. Am Jahresende konnte ermittelt werden, wieviel Geld verbraucht wurde, aber eine Aussage wozu, gab es nicht. … Gute alte Zeit? Natürlich nicht. Seit 2012 müssen alle niedersächsischen Kommunen die Kameralistik durch die Doppik, der doppelten Buchführung, ersetzen. Es ist das Pendant zur privatwirtschaftlichen Buchführung. Das hat Braunschweig umgesetzt. Ziel war es, einen Überblick über die genaue Verwendung der Gelder zu bekommen. 

Für Immobilien bedeutet das, dass zuerst eine Bestandserfassung und -bewertung notwendig ist, sodass die Kommune exakt weiß, wo und wieviel Immobilien sich im städtischen Besitz befinden und welchen Wert diese haben. Erträge und Aufwendungen können so objektgenau erfasst und Abschreibungen vorgenommen werden. Diese Bewertung legt zudem den Zustand der Immobilien offen, Sanierungsbedarfe und Leerstände werden identifiziert. Die Erkenntnisse sind periodisch mit einer Inventur zu überprüfen. Theoretisch kennt die Stadt nun ihren Bestand und dessen Zustand. 

Vor dem Hintergrund ist es allerdings verstörend, wenn die Stadt Braunschweig dennoch keine Informationen über den aktuellen Sanierungsstand geben kann. Wie wurden die Bestandswerte in der Eröffnungsbilanz ermittelt? Sicherlich gibt es unveräußerliche Werte, die mit einem Platzhalter von einem Euro bedacht wurden. Vereinsheime, Bürogebäude, Wohnungen und Gewerbeflächen können hingegen schon nach normierten Bewertungsverfahren erfasst werden. Dabei hätte der Zustand erheblichen Einfluss auf den anzusetzenden Wert haben müssen. 

Die Theorie kann also noch so perfekt klingen, aber wenn sie nicht in die Praxis umgesetzt wird, nutzt das alles nichts. Nun hat sich die Verwaltung das Ziel ausgegeben, dass die Stadt Braunschweig bis 2030 klimaneutral sein soll. Dies soll auch durch den Ausbau von Photovoltaikanklagen auf städtischen Gebäuden erreicht werden. 

Das lässt sich nur verwirklichen, wenn die Verwaltung den eigenen Bestand tatsächlich kennt. Es bleibt die zentrale Frage: Was weiß die Stadtverwaltung wirklich über den eigenen Immobilienbestand und dessen Zustand? Das ist selbstverständlich wichtig für den Haushalt 2022, der demnächst im Rat beschlossen wird. Es würde eines intelligenten Immobilienmanagements bedürfen, um zu wissen, ob die städtischen Flächen bedarfsgerecht genutzt werden, ob weitere Anmietungen notwendig sind oder sich aus Vermietungen sogar Erlöse erzielen ließen. 

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